Berufsorientierung mit System: Stadt Kassel begleitet Jugend

Egal ob es um einen Verwaltungsjob geht oder Fragen zur Kleidungswahl für das Vorstellungsgespräch gibt: An 8 Schulen gibt es dafür gut ausgebildete Ansprechpartner. Die pädagogischen Fachkräfte des Übergangsmanagement Schule-Beruf vom Amt für Schule und Bildung sind für die Jugendlichen, Lehrkräfte und die Eltern da.

„Unsere Übergangsmanagerinnen und Übergangsmanager an den Schulen helfen den Jugendlichen, ihre individuellen Fähigkeiten, Kompetenzen und Interessen zu finden und unterstützen sie bei der beruflichen Orientierung:  Kann ich gut mit Menschen umgehen? Oder liegen meine Talente vielleicht im Organisieren oder habe ich bei Zahlen den totalen Durchblick. Das ist aber längst nicht alles: Sie sind Ansprechpartner bei Problemen zu Hause, pädagogische Fachkraft, Bindeglied zwischen den jungen Menschen und den Betrieben. Sie helfen also nicht nur den Schülerinnen und Schülern, sondern sind maßgeblich an der Zukunftsgestaltung unserer Gesellschaft beteiligt“, so Bürgermeisterin Nicole Maisch. „Damit bieten wir unseren Schülerinnen und Schülern ab Jahrgangsstufe 7 die Möglichkeit, ihre Berufswahl auf ihre persönlichen Fähigkeiten und Vorlieben abzustimmen, aber auch am Arbeitsmarkt orientiert zu gestalten. Dadurch lassen sich individuelle Bedürfnisse mit arbeitspolitischen Entwicklungen verbinden.“

Seit dem Schuljahr 2008/2009 ist das Kasseler Übergangsmanagement Schule-Beruf an den allgemeinbildenden Schulen der Sekundarstufe I mit je einer festen Ansprechperson vor Ort tätig. Mittlerweile sind dies acht Standorte (Carl-Schomburg-Schule, Georg-August-Zinn-Schule, Heinrich-Schütz-Schule, Johann-Amos-Comenius-Schule, Luisenschule, Offene Schule Waldau, Schule Hegelsberg, Valentin-Traudt-Schule).

 „Unser Ziel dabei ist es, Schülerinnen und Schüler ab der siebten Klasse optimal auf ihren zukünftigen Berufsweg vorzubereiten. Gemeinsam mit Lehrkräften und der Schulleitung entwickeln und koordinieren wir berufsorientierende Angebote, die passgenau auf die Bedürfnisse und Interessen der einzelnen Schülerinnen und Schüler abgestimmt sind“ erklärt Gabriele Biedebach, die Leiterin des Übergangsmanagement Schule-Beruf. 

Für die Schulen ein Gewinn

Die Umsetzung folgt einem einheitlichen, aufeinander aufbauenden Modell. Dieses Modell ergänzt die bereits vorhandenen Schulstrukturen. „Das Übergangsmanagement an unserer Schule ist eine große Bereicherung. Die unterschiedlichen Projekte tragen maßgeblich zur Orientierung unserer Schülerinnen und Schüler bei“, ist Markus Seitz, Schulleiter der Carl-Schomburg-Schule, überzeugt. „Unser Übergangsmanager Tobias Wirtz ist bei der Berufsorientierung an unserer Schule nicht mehr wegzudenken.“

Ergänzt wird das Modell durch vielfältige Veranstaltungen und Projekte in Kooperation mit außerschulischen Partnern wie freien Trägern und Betrieben. Gemeinsam mit der Handwerkskammer ermöglicht beispielsweise „CRAFT -Deine Zukunft im Handwerk“ interessierten Schülerinnen und Schülern praktische Einblicke in regionale Handwerksbetriebe. Die Jugendlichen können sich direkt mit den teilnehmenden Betrieben austauschen und um Praktikums- und Ausbildungsplätze bewerben.  

Für die Schülerinnen und Schüler wird beispielsweise eine Ausbildungsmesse organisiert. „Kurz vor knapp!“ findet jedes Jahr im Mai statt und bringt die Ausbildungsplatzsuchenden mit potenziellen Ausbildungsbetrieben in Kontakt.

v. l.: Übergangsmanager Tobias Wirtz, Schülerin Nour Ibrahim und Bürgermeisterin Nicole Maisch.

„Dazu sprechen wir vorher mit den Schülerinnen und Schülern, welche Interessen sie haben, in welchem Bereich sie gerne eine Ausbildung machen würden. Dann suchen wir Betriebe mit freien Plätzen und laden diese zur Messe ein. Dort haben beide dann eine Art Speed-Dating. Die Jugendlichen werden natürlich von uns vorbereitet und haben so große Erfolgschancen auf den Ausbildungsplatz“, erzählt Tobias Wirtz. Der Sozialpädagoge arbeitet seit rund zehn Jahren als Übergangsmanager an der Carl-Schomburg-Schule.

Aber das ist längst nicht alles. Es gibt außerdem noch

  • BASE MINT Robotic – spielerisch Programmieren lernen,
  • MäteB – Mädchen in technische Berufe,
  • Virtueller Blick – realitätsnah in den Arbeitsalltag eintauchen oder der
  • Business Knigge – Moderne Umgangsformen.

Individuell und nah

Im Mittelpunkt der Arbeit steht die individuelle Förderung der Jugendlichen unter Berücksichtigung des jeweiligen Unterstützungsbedarfs sowie der persönlichen Stärken und Kompetenzen. „Wichtig ist, dass wir jede Schülerin und jeden Schüler einzeln betreuen und ihr und ihm die Hilfe geben, die sie brauchen, damit sie ihre Talente entdecken und ihreZiele erreichen können“, sagt Wirtz. „Dafür arbeiten wir eng mit allen zusammen, die mit den Schülerinnen und Schülern zu tun haben, zum Beispiel mit Lehrern, Eltern und anderen Helfenden. So entsteht ein Netz aus Unterstützung, in dem jede und jeder Jugendliche die Hilfe findet, die sie oder er braucht. Mir macht es Spaß, jeden Tag eine neue Herausforderung zu haben und zu sehen, wie sich Schülerinnen und Schüler über die Jahre entwickeln.“

In jeder Schule fungieren Übergangsmanagerinnen und Übergangsmanager als zentrale Anlaufstelle für Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte, wenn es um die Themen Berufsorientierung und den Übergang von der Schule in den Beruf geht. Durch ihr eigenes Büro in der Schule sind sie leicht erreichbar und bieten allen Beteiligten niedrigschwellige Unterstützung. Der Aufbau und die Pflege eines weitreichenden Netzwerks sind ein wichtiger Bestandteil der Arbeit von Übergangsmanagern. „Wir stehen in engem Kontakt mit verschiedenen Akteuren wie Ausbildungsbetrieben, weiterführenden Schulen, Kammern und der Berufsberatung der Agentur für Arbeit“, erklärt Wirtz. „Mit ihrem sozialpädagogischen Hintergrund und ihrer langjährigen Erfahrung bauen Übergangsmanagerinnen und Übergangsmanager stabile und vertrauensvolle Beziehungen zu den Jugendlichen auf. Das investiert in die Zukunft und darauf sind wir stolz“, freut sich Bürgermeisterin Maisch.

„Wir bieten auch Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung von Berufsorientierungsveranstaltungen, Elternabenden und anderen Aktivitäten an. Darüber hinaus begleiten wir Schülergruppen zu Ausbildungsmessen und Betriebserkundigungen, um ihnen praktische Einblicke in die Berufswelt zu ermöglichen“, so Wirtz weiter.

Caroline Riemann als zertifizierte Business Knigge Trainerin redet mit den Schülerinnen und Schülern unter anderem über geeignete Kleidung im Vorstellungsgespräch.

Darf die Jeans eigentlich ein Loch haben?

Die Frage nach der Kleidung bei Vorstellungsgesprächen verunsichert die Jugendlichen seit jeher. Mittlerweile trägt man auch in der Bank Jeans. Aber gehen auch Jeans mit Löchern oder das geliebte Fan-Shirt? Genau das klärt Caroline Riemann als zertifizierte Business Knigge Trainerin mit den Klassen. 

„Sich gut anzuziehen, ist eine Form von gutem Benehmen, hat der Mode Designer Tom Ford einmal gesagt. Dahinter steht eine Form von Respekt. Sich für jemanden oder einen Anlass entsprechend anzuziehen, drückt aus, es ist mir nicht egal, was Du von mir denkst“, erläutert Riemann. „Im Training sensibilisieren wir die Bewerbenden dafür, dass ihr erster Eindruck zum Anlass passt und nicht bereits zu Beginn des Vorstellungsgesprächs für Irritation sorgt. Sicherlich erfordert nicht jede Bewerbung Anzug und Krawatte. Bei der Frage, ob ein Loch in der Hose sein darf, würde ich jedoch immer dazu raten darauf zu achten, dass die Kleidung einwandfrei in Ordnung ist. Selbst wenn die Löcher in der Hose gewollt modisch sein sollen, ist man ohne einfach auf der sicheren Seite und kann schon mal den ersten Punkt für sich verbuchen.“

Jugendliche beeinflussen Übergangsmanagement

Alle Schülerinnen und Schüler werden kurz vor ihrem Schulabschluss jährlich befragt. Wie sieht ihr Anschluss nach der Schule aus? Haben sie schon einen Ausbildungsplatz oder streben sie einen weiterführenden Schulabschluss an? Und wie sieht ihre ganz eigene Erfahrung im Berufsorientierungsprozess aus? „Mit der Auswertung der betroffenen Schülerinnen und Schüler pro Abschlussklasse können wir das Übergangsmanagement immer weiterentwickeln. Wir bleiben damit am Puls der Zeit oder besser am Puls der Jugendlichen und können Module schnell anpassen und auf die gemachten Erfahrungen eingehen“, so Maisch abschließend.

Weitere Informationen auf  www.kassel.de/uebergangsmanagement (Öffnet in einem neuen Tab).